23/September/2018
Besuch Nr. 30 in Zürich



MITWIRKENDE:

Anna Gschwend, Sopran und Bratsche
Ulrike Andersen, Alt
Edward Rushton, Klavier



PROGRAMM:

Julius Röntgen (1855-1932):
- Der Pavillon aus Porzellan op. 66 Nr. 3 (Li-Tai-Po, übersetzt Hans Bethge)

Robert Schumann (1810-1856):
- Röselein, Röselein! op. 89 Nr. 6 (Wilfried von der Neun)

Henry Purcell (1659-1695):
- If Music be the Food of Love Z. 379c (Henry Heveningham) arrangiert von Benjamin Britten (1913-1976)
- Sweeter than Roses (Lied aus Pausanias Z. 585) arr. Benjamin Britten
- My dearest, my fairest (Duett aus Pausanias)

Johannes Brahms (1833-1897): Zwei Gesänge für eine Bratsche mit Altstimme und Pianoforte op. 91
- Gestillte Sehnsucht (Friedrich Rückert)
- Geistliches Wiegenlied (Lope de Vega, übersetzt Emanuel Geibel)

Julius Grimm (1827-1903):
- Nachtlied op. 15 Nr. 5 (Emanuel Geibel)

Johannes Brahms: Ausgewählte Lieder arrangiert für Altstimme, Bratsche und Klavier von Edward Rushton
- Dein blaues Auge op. 59 Nr. 8 (Klaus Groth)
- Wenn du nur zuweilen lächelst op. 57 Nr. 2 (Georg Friedrich Daumer nach Hafis)
- Sommerabend op. 85 Nr. 1 (Heinrich Heine)
- Wie bist du, meine Königin op. 32 Nr. 9 (Georg Friedrich Daumer)

Robert Schumann: Zwei Duette aus Spanisches Liederspiel op. 74
- Liebesgram (Cristobal de Castillejo, übersetzt Emanuel Geibel)
- Botschaft (Don Manuel del Río, übersetzt Emanuel Geibel)

Zugabe:
Schumann:
- Erste Begegnung op. 74 Nr. 1 (Gil Vicente, übersetzt Emanuel Geibel)

KONZERTBERICHT:

"Ihr Palmen von Bethlehem
Im Windesbrausen,
Wie mögt ihr heute
So zornig sausen!"

An einem wunderbar stürmischen Abend haben Franziska und Moritz Willers ihren 20. Hochzeitstag gefeiert. Die Balkontür stand weit offen und so war das Konzert nicht nur von erstaunlichem Abendlicht und Panoramablick über Wolken, See und Berge untermalt, sondern auch durch das tempestuöse Rauschen der vielen grossen Bäume der Umgebung lautmalerisch ergänzt. Die Aufforderung "Stillet die Wipfel!" der Heiligen Jungfrau in Brahms op. 91 Nr. 2 verhallte vergebens: Es waren geradezu ideale Umstände für den Genuss Romantischer Lieder.

Wir drei haben unseren Spass daran gehabt, ein Programm für den Anlass masszuschneidern: der 20. Hochzeitstag gilt offenbar traditionellerweise sowohl als Porzellan- als auch Dornen-Hochzeit. Nach einigem Graben konnten wir ein hübsches chinesich-holländisch-deutsches Porzellanlied finden und mit ihm das Konzert eröffnen. Lieder über Dornen und Rosen liessen sich etwas einfacher auftreiben...

Der Umstand, dass Anna Gschwend professionell als Sopranistin und Bratschistin tätig ist, führte uns zu der Idee, Brahms Lieder für Altstimme, Bratsche und Klavier ins Programm zu nehmen. Dass die Gesangspartie dieser Lieder für eine solche Altstimme wie Ulrike Andersens prädestiniert ist, machte diese Wahl um so selbstverständlicher. Dass die Gastgeberin eine leidenschaftliche Amateurbratschistin ist, wussten wir auch, ebenso dass die beiden Lieder für die Hochzeit von Joseph und Amalia Joachim bzw. zur Geburt ihres ersten Kindes komponiert und aber genau zwanzig Jahre später veröffentlicht wurden (die Veröffentlichung richtete sich ebenfalls an das Ehepaar Joachim...). Solche Verbindungen zwischen der Musik, den Aufführenden und den Gastgebern zu finden - ob zufällig oder geplant - ist ein wunderschöner Nebeneffekt unseres Projektes!

Den Bezug zu London, woher nach langjährigem Aufenthalt Franziska und Moritz vor einem Jahr zurück in die Schweiz gezogen sind, feierten wir mit drei Liedern von Purcell. Die Arrangements von Benjamin Britten verlangten viel vom kleinen, hübschen Burger-Jacobi Tafelklavier, das die Aufgabe aber mit Freude meisterte.

Das Gastgeberpaar und ihre über fünfzig Gäste aus Familie und Freundeskreis haben uns während des Musizierens sowie nach dem Konzert mit ihrer sichtlichen Freude beglückt. Bei ausgiebigem Apero mit köstlichen und fantasievoll zubereiteten Leckerbissen konnten wir begeisterte Kommentare und Glückwünsche entgegennehmen.

Ein sehr schöner Abend war es - herzlichen Dank and Franziska und Moritz für die Einladung!

ER, September 2018