31/January/2016
Besuch Nr. 1 in Männedorf



MITWIRKENDE:

Anna Gschwend, Sopran
Serafin Heusser, Bariton
Rafaël Newman, Poesie
Edward Rushton, Klavier



KONZERTBERICHT:

Mit grosser Freude haben wir das Projekt “Besuch der Lieder” mit fast gleichzeitig zwei Schubert-Abenden gestartet.

Im gemütlichen Wohnzimmer in der Siedlung Rothus-Wies in Männedorf, mit Sicht auf den verregneten Park und auf den Zürichsee, und mit der Unterstützung eines schönen Klaviers der Marke “Willis”, haben Anna Gschwend und ich unsere Auswahl an Schubert Liedern gespielt und gesungen, die gewisse Motive aus dem ersten Teil von Winterreise in Form von noch unbekümmerte Vorahnungen aufnehmen. Sozusagen als literarisches Intermezzo hat dann Rafaël Newman seinen Bemerkungen zu Winterreise ein neu geschriebenes und berührendes  Sonett zu Ehren Franz Schuberts vorangestellt; Das Gedicht ist unten veröffentlicht. Serafin Heusser, als Gast, hat anschliessend, mit mir am Willis, die erste Abteilung von Winterreise gesungen. Das Publikum, schön eng zusammengedrängt, hat während der 70 Minuten gebannt und still zugehört, und nachher begeistert und berührt reagiert, so dass alle, Publikum, GastgeberInnen und KünstlerInnen - zu meiner grossen Freude und Erleichterung - überzeugt sind von der Richtigkeit und Schönheit der Idee, Lieder in solchem, privatem Rahmen aufzuführen.

Wir haben nach dem Konzert auf Franz Schubert angestossen, und auf die Hoffnung von vielen weiteren Liederbesuchen!
Herzlichen Dank an Corinne und Nils für die enthusiastische und engagierte Gastfreundschaft, an Anna und Serafin für ihren wunderschönen, schlichten, intelligenten und berührenden Gesang, und Rafaël für sein Sonett, das dem Geburtstagskomponisten so passend und würdig.

ER, 31. Januar 2016

Fernab des Morgenrots im Abendland,
Romantisch allemal zur Welt gekommen:
Austria felix, die als Braut genommen
Nicht selten, hat dich mit der alten Hand
Zerzaust und in die Wiege dir den Tand
Prekärer Taufen hingelegt; der frommen
Staatssicherheit derweil die Gluten glommen –
Censoren schürten jenen kalten Brand.
Hinauf! trotz strenger Fürsten strebtest doch
Umfangen von dem Vater aller Götter,
Beziehungsweise seinen Töchtern, hoch
Empor: an die Musik. Im Wanderwetter
Reist immer noch und suchst die Ruhestatt
Tief in den Bächlein, unterm Lindenblatt.
 

RN, Zürich, im Jänner 2016